2022-02-13: (me)
Heute Morgen konnte ein Blick aus dem Fenster sofort Lust auf einen Spaziergang machen, Vogelgezwitscher, hell und warm – was für ein schöner Tag!
Nicht aber für alle – ein Mensch ist gestorben.
Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen in der Provinz, ausgebildet als Bauhandwerker ging der junge L. in die große Stadt, um dort beim Aufbau zu helfen, Wohnungen, Krankenhäuser und Büros – harte körperliche Arbeit in Dienstleistungskombinaten und Produktionsgenossenschaften des Handwerks und in der Freizeit politische Fortbildung. Für einen jungen Mann mit starken Händen keine guten Voraussetzungen, um soziale Kontakte zu festigen. Dazu eine Umgebung, in welcher der Konsum von Alkohol, zwischen Goldbrand und Bärenblut, zum guten Ton gehörte.
Dennoch ergab es sich, dass L. eines Tages, er saß mit Kollegen auf dem Alexanderplatz, einen Mann kennenlernte, der später sein Lebenspartner wurde. Eine glückliche Fügung, denn die Verbindung war von Respekt und Zuneigung geprägt. Eine Datsche im Grünen, Urlaube in Ungarn und Bulgarien, keine finanziellen Sorgen und ein gemeinsamer Bekanntenkreis – gute Voraussetzungen, um ein angenehmes und sorgenfreies Leben zu führen.
Auch wenn es straffrei war, so war es ein gesellschaftliches Tabu darüber zu sprechen, es durfte nicht zu offen gelebt sein – Mann mit Mann. Dies erzeugte Druck, eine gewisse Unruhe, die ausgeglichen werden musste, in der Cactus Bar, und dazu die Gewöhnung an Alkohol. L. aber, hatte aber immer sein offenes, empathisches Wesen behalten.
Nach der Wende, die Betriebe wurden privatisiert, wurden die Arbeitsverhältnisse schwieriger, der Weg in die Arbeitslosigkeit war unaufhaltsam. Aber L. gab nicht auf und nahm alles an und ordnete sich immer ein.
Dann starb sein Lebenspartner und L. war lange Zeit untröstlich. Auch in der Zeit arbeitete er weiter, bis hinein in Auffanggesellschaften, wo er sich um andere Menschen kümmerte, die es weit schlechter angetroffen hatten.
Nach einiger Zeit lernte er dann einen andern Mann kennen, welchen er dann geheiratet hat.
Obwohl auch diese Beziehung L. und seinen Mann gut tat, blieb die Unruhe und der Schmerz.
Nun ist L., nachdem er viel Alkohol getrunken hatte, schwer gestürzt und an den Folgen gestorben.
War L. ein Verlierer? Durften andere Menschen, die weiser, stärker, oder reicher sind, auf ihn herabschauen? Jesaja (Jes. 9, 22-23) hatte darauf die Antwort, dass niemand stolz auf solche Eigenschaften sein darf; der HERR habe Freude, wenn auf Erden Güte, Recht und Gerechtigkeit herrschen. Daran hat L. mitgewirkt, als lieber und Anderen zugewandter Mensch. L. war ein Gewinn für seine Mitmenschen.
Heute ist ein schöner Tag, aber nicht für alle. Es gibt Trost, dass wir damit nicht allein sind. Und ein gutes Vorbild, dass man auch in schlechten Situationen anderen Menschen Güte und Gerechtigkeit widerfahren lassen kann.
Das Leben kann so leicht zerbrechen, doch du brichst niemals dein Versprechen : Du bist und bleibst bei mir. (aus dem Lied « Das Leben ist Geschenk und Gabe », buch-musik ejw-service GmbH, Stuttgart, Text : Gottfried Herrmann und Hans-Joachim Eißler)
Foto: Ulrich Horb
Einen Menschen loszulassen ist die schwerste Aufgabe, vor die uns das Leben stellt. Die Endgültigkeit des Todes macht uns hilflos. Eben noch war uns jemand so nahe. Jetzt bleibt dieser Platz für immer leer.
Sosehr wir es uns auch wünschen: Das Woher und Wohin des Lebens ganz zu ergründen bleibt uns Menschen letztlich verwehrt. So, wie wir bei unserer Geburt nicht ahnen können, in welche Welt wir
hineingeboren werden, bleibt uns auch der Blick über
die Schwelle des Todes versperrt.
Nicht jeder Tod kann als gottgewollt im engeren Sinn verstanden werden. Doch der Glaube an die Auferstehung gibt Kraft und Hoffnung, auch angesichts des Todes: Gott ist der Herr über Leben und
Tod. Wir sind nicht verloren, sondern in Gott geborgen. Es ist eine lebenslange Aufgabe, zu glauben: Unser Leben und Sterben hat Sinn, auch wenn wir es nicht immer verstehen können.
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod
noch Leben, weder Engel noch Mächte
noch Gewalten, weder Gegenwärtiges
noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes
noch eine andere Kreatur uns scheiden kann
von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist,
unserm Herrn.
(Römer 8,38-39)
Die evangelische Kirche hält Worte, Bilder und Lieder bereit, die über die Jahrhunderte immer wieder Menschen getröstet haben und ihnen bis heute im Angesicht des Todes Hoffnung und Zuversicht spenden. Sie geben Kraft, um Abschied zu nehmen. Sie helfen, die Zeit der Trauer zu überstehen.
Die Pfarrerin oder der Pfarrer bieten Begleitung beim Abschiednehmen an. Sie erinnern daran, dass der Macht des Todes die Kraft des christlichen Glaubens entgegensteht.
Wenn ein Mensch stirbt, ist es tröstlich zu erfahren, dass sich dieses Leben nun erfüllt hat. Der Verstorbene kehrt zurück zu Gott, der alles Leben erschaffen hat. Entsprechend
wird in der kirchlichen Trauerfeier der Verstorbene in Gottes Hand übergeben. Ängste und Sorgen um ihn können abgestreift werden, denn wir können darauf vertrauen: Bei
Gott sind die Verstorbenen gut aufgehoben.
Wie ist das mit der kirchlichen Bestattung?
Was tue ich, wenn ein Angehöriger gestorben ist?
In der Regel rufen die Angehörigen zunächst ein Beerdigungsunternehmen an, das sich um die ersten Schritte kümmert. Das Beerdigungsunternehmen informiert dann umgehend den Pfarrer. Angehörige können aber auch direkt Pfarrer Johannes Seemann anrufen.
Auf Ihren Wunsch begleitet Pfarrer Seemann Sie in den Stunden des Abschieds. In den Tagen danach treffen Sie sich mit Pfarrer Seemann, um über den Ablauf der Beerdigung und alles, was Ihnen auf dem Herzen liegt, zu sprechen.
Aussegnung
Eine Aussegnung geschah früher, als die Menschen meist noch zuhause starben, in der Wohnung des Verstorbenen. Hier nahmen die Angehörigen und auch Freunde mit Gebet und Segen Abschied von dem Verstorbenen, bevor er vom Beerdigungsunternehmen abgeholt wird. Viele Familien berichten davon, wie wichtig und tröstlich sie die Aussegnung erlebt haben.
Heute kann die Aussegnung auch in Abschiedsräumen der Beerdigungsunternehmen, Krankenhäuser oder Pflegeheime stattfinden.
Ob zuhause oder im Abschiedsraum des Krankenhauses: Es geht darum, den verstorbenen Menschen nicht einfach nur loszulassen, sondern ihn gemeinsam mit der Pfarrerin oder dem Pfarrer in die fürsorglichen Hände Gottes zu übergeben. Dies geschieht im Gebet und im Segen.
Die Bestattung
Bei der Trauerfeier versammelt sich die christliche Gemeinde, um die Angehörigen und Freunde des/der Verstorbenen auf dem letzten Weg mit ihm/ihr zu begleiten.
Im Mittelpunkt der Trauerfeier steht das Gedenken an den Verstorbenen und die Besinnung auf die Verheißung Gottes, dass der Tod nicht das letzte Wort ist, und dass dort, wo unsere Hände loslassen müssen, Gottes Hände unsere Lieben empfangen. Diese Hoffnung begleitet uns als Christen beim Abschied auf dem Friedhof.
Trauerfeier in unserer Kirche
In Heftrich findet die Trauerfeier in der Regel in unserer Kirche statt, in Bermbach in der Regel in der Trauerhalle.
Wer kann kirchlich bestattet werden?
Eine kirchliche Bestattung findet in der Regel nur statt, wenn der oder die Verstorbene der Evangelischen Kirche angehörte. Wer aus der Kirche ausgetreten ist, hat sich entschlossen, der
Gemeinschaft der Christen in der evangelischen Kirche nicht mehr anzugehören. Und dieser Wille sollte auch auf dem letzten Weg respektiert werden.
In Einzelfällen kann auf Wunsch der Angehörigen aus seelsorgerlichen Gründen (im Blick auf die Angehörigen) dennoch eine kirchliche Trauerfeier stattfinden.
Manchmal wird auch gefragt, ob Menschen, die durch Suizid aus dem Leben gegangen sind, kirchlich bestattet werden können. Selbstverständlich - eine Selbsttötung ist kein Hinderungsgrund für eine kirchliche Bestattung.
Eigener Tod
Wir alle wissen, dass der Tod zum Leben gehört. Trotzdem möchten wir ihn so lange wie möglich ausklammern. Das ist verständlich.
Andererseits: Ist der Tod etwas, was Sie nur alleine und Gott vielleicht betrifft? Er betrifft auch Ihre Angehörigen. Wir möchten Sie ermuntern, sich diesen Gedanken zu stellen.
Mit Ihren Fragen, Gedanken, Wünschen können Sie sich gerne an Ihren Pfarrer wenden.
Trauernetz.de
Das Angebot der evangelischen Kirche für alle, die einen lieben Menschen verloren haben.
Für Gespräche mit Ihren Angehörigen und für viele Fragen, die es zu regeln gilt (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Finanzielle Vorsorge, Regelung einer Bestattung u.a.) finden Sie hier Anregungen. Ebenso auch Buchtipps und die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen mit Verlust und Trauer gemacht haben.
Trauerspruch.de
Die private Internetseite will Hilfe geben, wenn man schriftlich kondolieren möchte.
Buch-Tipp: Trauerknigge
Heute gehört für viele Menschen zum Umgang mit Trauernden die Frage, wie sie sich gegenüber denen verhalten sollen, die von einem Todesfall betroffenen sind. Die Unsicherheit der Begegnung bezieht sich auf die Frage der eigenen angemessenen Verhaltensweise. Selbst wenn das persönliche Verhältnis zu Lebzeiten nicht so eng wie das der nächsten Angehörigen zum Gestorbenen gewesen ist, besteht dennoch der Wunsch, die eigene Anteilnahme korrekt zum Ausdruck zu bringen.
Klaus Dirschauer: Herzliches Beileid. Ein kleiner Knigge für Trauerfälle
Claudius Verlag, München 2009